ICONOCLASH
Bruno Latour, Peter Weibel, 2002

Publication
ZKM & MIT Press
Book, Theory
Iconoclash. Beyond the Image Wars in Science, Religion, and Art, herausgegeben von Bruno Latour und Peter Weibel, ist ein kritischer Sammelband, der den Status des Bildes in verschiedenen Disziplinen und Bereichen untersucht. Das Buch, das anlässlich der Ausstellung 2002 im ZKM Karlsruhe veröffentlicht wurde, versammelt Beiträge von Wissenschaftlern und Künstlern, die sich mit den Praktiken der Bildproduktion, -zerstörung und -verbreitung befassen – insbesondere in Kontexten, in denen das Bild zu einem Ort des Konflikts oder der Mehrdeutigkeit wird.
Einer der zentralen Beiträge zu diesem Band ist Peter Galisons Essay „Images Scatter into Data, Data Gather into Images” (Bilder zerfallen in Daten, Daten sammeln sich zu Bildern). Galison, ein Wissenschaftshistoriker, untersucht die epistemischen und operativen Veränderungen in der Rolle wissenschaftlicher Bilder. Seine Analyse stellt den Wandel von der direkten visuellen Darstellung zur computergestützten Rekonstruktion visueller Formen aus verstreuten Daten in den Vordergrund.
Galison skizziert einen historischen Verlauf, in dem wissenschaftliche Bilder – einst auf analogen Techniken und optischen Beweisen basierend – zunehmend durch Prozesse der Simulation, statistischen Modellierung und algorithmischen Zusammenstellung erzeugt werden. In diesem Zusammenhang werden Bilder nicht mehr aufgenommen, sondern konstruiert und entstehen nicht mehr aus einer einzigen Perspektive, sondern aus verteilten Datenpunkten und maschineller Verarbeitung. Wie Galison bemerkt, „entstehen Bilder nicht mehr aus einer Perspektive, sondern aus einem Berechnungspunkt”.
Dieser Wandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Erkenntnistheorie der wissenschaftlichen Praxis. Die Unterscheidung zwischen Beobachtung und Simulation verschwimmt, und die Autorität des Bildes hängt zunehmend von seiner technischen und prozeduralen Herkunft ab und weniger von seiner indexikalischen Beziehung zu einem Referenten. Galisons Analyse trägt zum übergeordneten Thema von Iconoclash bei: der Instabilität von Bildern, ihren umstrittenen Funktionen und ihrer Fähigkeit, sowohl Glauben als auch Skepsis hervorzurufen.
Indem er das Bild sowohl als fragmentierbar als auch als wieder zusammensetzbar darstellt, ordnet Galison die wissenschaftliche Visualisierung in einen größeren Diskurs über die Materialität von Wissen und die Infrastrukturen der Wahrnehmung ein. Sein Essay bietet eine kritische Perspektive auf die Art und Weise, wie Daten und Bilder miteinander verflochten sind, und wie diese Verflechtung neu definiert, was es bedeutet, zu sehen, darzustellen und zu verstehen.
Edited by Kim Albrecht on the 2025-08-03.