MEMEDIA SS25
02. DATA REQUESTS
2025-04-22Lecturer: Kim Albrecht
Summer 2025
Workshop: Data Requests – Datenspuren untersuchen
Überblick
In diesem Workshop geht es darum, persönliche Datenströme sichtbar zu machen – durch Eigenrecherche, Datenanfragen und erste Analysen. Ziel ist es, ein Gespür dafür zu entwickeln, welche digitalen Spuren wir im Alltag hinterlassen, wer davon profitiert, und welche Rechte uns im Umgang mit diesen Daten zustehen.
Aufgabe 1: Welche Firmen?
Dauer: ca. 20 Minuten
Welche Online-Dienste, Webseiten, Plattformen oder sozialen Netzwerke nutzt ihr regelmäßig – täglich oder mehrmals pro Woche?
→ Erstellt eine persönliche Liste mit diesen Anbietern.
→ Teilt eure Liste anschließend (freiwillig) mit der Gruppe. Achtet darauf, nur das aufzuschreiben, was ihr gerne öffentlich teilt – private oder sensible Nutzungen können ausgelassen werden.
Ziel: Bewusstsein für die Vielfalt an digitalen Berührungspunkten im Alltag schaffen.
Aufgabe 2: Daten-Downloads und Exporte
Viele große Plattformen bieten sogenannte „Data Exports“ an – also die Möglichkeit, die über euch gespeicherten Daten herunterzuladen.
Hier einige Beispiele:
Google Takeout – Google-Dienste wie Mail, Maps, YouTube etc.
Daten von Meta herunterladen – Facebook, Instagram, WhatsApp
Google Maps Timeline – zeigt Bewegungsdaten
Übersicht zu Social Media Downloads (Zapier)
Spotify: Go to Profile → Account → Privacy Settings → scroll down to the bottom of the page to find a section titled “Download Your Data.”
Tipp: Falls ihr möchtet, startet direkt vor Ort einen Download eurer Daten – viele Exporte dauern allerdings einige Stunden bis Tage.
Aufgabe 3: Datenanfragen stellen
Was, wenn keine Daten verfügbar sind – oder nur das, was ohnehin sichtbar ist?
Datenanfragen sind ein Weg, um über die DSGVO Einblick in gespeicherte Informationen zu bekommen – auch bei Unternehmen, die keine Download-Optionen anbieten. Besonders spannend: Datenhändler, Werbenetzwerke oder Scoring-Unternehmen.
Links & Ressourcen:
https://www.datenanfragen.de/
So findest du heraus, was Datenhändler über dich gespeichert haben
Data Detox Kit
Begriffe und Unterschiede:
- User-facing Data: das, was du direkt siehst (z. B. Profil, Klickverlauf)
- Inferred Data: abgeleitete Informationen (z. B. Interessen, Scores, Klassifizierungen)
Hintergrundwissen zur DSGVO:
- Ihr habt das Recht auf Auskunft, Berichtigung, Löschung und Widerspruch.
- Unternehmen dürfen eine Anfrage nicht unbegründet ablehnen.
- Es gibt Fristen: normalerweise 1 Monat Reaktionszeit.
Aufgabe 4: Eigene Daten analysieren und visualisieren
Dauer: ca. 30 Minuten
Nutzt eines oder mehrere der folgenden Tools, um heruntergeladene oder angefragte Daten zu sichten, zu analysieren oder visuell darzustellen:
- Raw Graphs – einfache Diagramme
- Data Wrapper – visuelles Storytelling, v. a. im Journalismus
- Google Sheets – Tabellen, Filter, Diagramme
- OpenRefine – Daten säubern, analysieren, exportieren
- Weitere Tools: Python (Pandas), Gephi (Netzwerke), Voyant Tools (Textanalyse), oder Programme, mit denen ihr vertraut seid.
Aufgabe 5: Selbstreflexion – Was sagen die Daten über mich?
Dauer: ca. 20 Minuten
Nehmt euch Zeit, eure Erfahrungen und Eindrücke zu reflektieren. Nutzt folgende Fragen als Impuls:
- Was hat euch überrascht?
- Was war offensichtlich?
- Welche Muster werden sichtbar?
- Was bleibt unsichtbar?
- Wie fühlt es sich an, sich selbst durch Daten zu betrachten?
- Spiegelt die Datenlage euch wider – oder verzerrt sie eure Identität?
- Wer profitiert von diesen Daten – und wie könnten sie missbraucht werden?
Abschluss: Gruppendiskussion & Takeaways
Dauer: ca. 30–40 Minuten
Offenes Gespräch in der Gruppe:
- Gab es überraschende oder beunruhigende Erkenntnisse?
- Welche Daten waren leicht zugänglich – welche nicht?
- Welche Machtverhältnisse oder Ungleichgewichte wurden sichtbar?
- Was nehmt ihr aus dem Workshop mit?
- Welche Tools oder Projekte würdet ihr gerne weiterverfolgen?
- Ändert sich euer Umgang mit persönlichen Daten nach dieser Erfahrung?